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Stechapfelblätter - Stramonii folium [Ph. Eur. 5. Ausgabe, Grundwerk 2005]

Stammpflanze: Datura stramonium L. / Gemeiner Stechapfel, Asthmakraut [Fam. Solanaceae / Nachtschattengewächse].

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Einjährige, bis 1,20 m hohe Pflanze mit bis 20 cm langen, lang gestielten, eiförmigen, buchtig gezähnten Blättern und einzeln stehenden, eine trompetenförmige Krone besitzenden Blüten sowie einer mit weichen Stacheln besetzten, bis 5 cm langen Kapselfrucht.

Verbreitung: Heimisch vermutlich in Mittel-Amerika. Heute verbreitet in zahlreichen gemäßigten und subtropischen Regionen der Erde. In Mitteleuropa insbesondere an stickstoffreichen Ruderalstellen, Wegrändern, in Weinbergen und Gärten vorkommend.

Droge: Die getrockneten Blätter oder die getrockneten Blätter mit blühenden und gelegentlich Früchte tragenden Zweigspitzen von Datura stramonium L. und seinen Varietäten, die bezogen auf die bei 100 bis 105 °C getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Alkaloiden von 0,25 Prozent aufweisen, berechnet als Hyoscyamin. Die Alkaloide bestehen überwiegend aus Hyoscyamin mit variierenden Anteilen von Scopolamin.

Herkunft: Überwiegend aus Wildvorkommen in Ost- und Südosteuropa .

Gewinnung der Droge: Die Sammlung erfolgt in den Monaten Juni bis September, das Trocknen bei Temperaturen von 40-50 °C .

Beschreibung der Droge: Die durch die Trocknung oft stark verdrehten und geschrumpften, dünnen und brüchigen Blätter sind dunkelbraungrün bis dunkelgraugrün, oval oder dreieckig oval. Die Blattspreite ist tief ausgebuchtet, zugespitzt und an der Basis mit zwei ungleichen Hälften. Junge Blätter sind entlang der Blattnerven flaumig behaart, ältere Blätter nahezu kahl. Die dünnen, gebogenen und verdrehten Stengel sind grün bis purpurgrün, längs und manchmal auch quer gefurcht und oft verzweigt. In den Achseln der Verzweigungen entspringt eine einzelne Blüte oder Frucht. Die kurz gestielten Blüten besitzen einen verwachsenen, 5-zipfeligen Kelch und eine bräunlichweiße oder purpurfarbene, trichterförmige Krone. Die Kapselfrucht ist gewöhnlich mit zahlreichen kurzen, steifen Erhebungen bedeckt. Die braunen bis schwarzen Samen besitzen eine netzartig punktierte Samenschale.

Geruch: Unangenehm.

Inhaltsstoffe: Alkaloide: Gehalt zwischen 0,10 und 0,65 %, mit zunehmender Lufttemperatur am Standort der Pflanze zunehmend. Hauptalkaloide sind L-Hyoscyamin und L-Scopolamin, die in einem Verhältnis von ca. 2:1 vorliegen. Weitere Bestandteile: Flavonoide (insb. Quercetin- und Kämpferolglykoside) und Cumarine.

Wirkungen: Die Wirkungen der Droge entsprechen allgemein den Wirkungen von Hyoscymin, des Racemats Atropin und von Scopolamin. Durch die parasympatikolytische Wirkung kommt es zu einer allgemeinen Erschlaffung der glatten Muskulatur und einer Aufhebung spastischer Zustände vor allem im Bereich des Gastrointestinaltrakts und der Gallenwege. Im Vergleich zu Belladonnae folium kommt der Scopolaminanteil stärker zum Tragen. Dies äußert sich in den stärker ausgeprägten zentral dämpfenden Effekten.

Anwendungsgebiete: Ausschließlich in der Volksheilkunde bei Asthma, Keuchhusten, Bronchitis und Grippe, hartnäckiger Verschleimung sowie bei inneren Erkrankungen mit vegetativen Dysregulationen. Eine Wirksamkeit für die genannten Anwendungsgebiete wurde bisher nicht belegt.

Dosierung und Art der Anwendung: Die selten gebrauchte Anwendung erfolgt in Form von flüssigen und festen Zubereitungen, die infolge der geringen therapeutischen Breite auf einen bestimmten Arzneigehalt eingestellt wurden.

Akute Toxizität: Die letale Alkaloiddosis in bereits in 4-5 g Blättern enthalten. Die wichtigsten Vergiftungssymptome sind extremer Durst, Trockenheit der Haut, Pupillenerweiterung und Sehstörungen, Urinretention und beschleunigter Herzschlag.

Allgemeine Therapiemaßnahmen bei akuter Vergiftung: Mit Salzwasser alsbaldiges Erbrechen auslösen, Magenspülung mit Natriumsulfat und Aktivkohle, Umschläge mit nassen Tüchern zur Senkung der Körpertemperatur (keine Gabe von fiebersenkenden Mitteln!).


Bilder:

Der Stechapfel besitzt ausgesprochen charakteristische, trompetenartige Blüten und große, buchtig gezähnte Blätter (s. Abbildung links). Ihren  Namen verdankt die Pflanze den Früchten (s. Abbildung rechts), bei denen es sich aus botanischer Sicht um Kapseln handelt, was besonders zur Reifezeit unverkennbar ist.


© Thomas Schöpke